:: Road to Banjul ::

Tag 8 : Marrakesch – Plage Aglou

Blogged in Allgemein by Adrian · 12. Januar 2011, 08:46

Tag 8 : Marrakesch – Plage Aglou
Tag 8: Marrakesch - Plage Aglou
Heute wollten wir zum ersten Mal die offizielle Roadbook-Strecke fahren. Unser ursprünglicher Plan war es eigentlich, auch durch den Antiatlas zu fahren. Aufgrund unseres unfreiwilligen Zwischenstops bei Ismail und dem Defekt an Cobra I, mussten wir jedoch die dringend anstehenden Wartungsarbeiten am Morgen durchführen. Diese Zeit fehlte uns nun für den Antiatlas-Umweg.
Da wir ja erst im Dunkeln angekommen waren, hatten wir auch nicht mitbekommen, dass der Campingplatz von Pfauen bevölkert wurde.
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Da guckt man schon ziemlich dumm, wenn man halb verschlafen den Reißverschluss vom Zelt öffnet und unversehens so einem Vogel in die Augen blickt.
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Während die anderen beiden noch ein wenig schlummerten, schaute ich schon mal nach Cobra I.
Nächster Stopp auf meiner Werkstatthandbuch-Checkliste war der Temperaturfühler, welcher den Lüfter bei Bedarf zuschaltet. Kaum hatte ich mir das Teil auf dem Papier angeschaut und einen Blick auf die Stelle im Motorraum geworfen, war der Defekt offensichtlich.
Lediglich ein abgebrochener Stummel ragte noch aus dem Motorblock. Der Rest des Schalters baumelte lose am Kabel.
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Anscheinend war er das erste Opfer der afrikanischen Buckelpisten. Allerdings hatten die auch heilende Wirkung! Die ursprünglich defekte Zentralverriegelung von Cobra II funktionierte plötzlich wieder!
Zum Glück war der Reststummel des Schalters so abgebrochen, dass er noch dicht hielt und kein Kühlwasser austrat. So war die Reparatur einfach.
Der Lüfter hat Dauer-Plus und bekommt Masse über besagten Temperaturschalter. Ich habe dann einfach die sterblichen Überreste des Schalters vom Kabel abgetrennt und es unter eine Masseschraube am Motorblock getüddelt.
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Damit lief der Lüfter nun dauerhaft. Er hielt das übrigens klaglos bis Gambia durch.
Wir checkten auch alle Flüssigkeiten und ich zog die Schrauben unserer Unterfahrschutze nach.
Das Blumenbeet leistete mir gute Hilfe.
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Außerdem machten wir die Luftansaugstutzen mit Strumpfhosen wüstentauglich.
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Das feine Gewebe verhindert, dass Sand und grober Staub seinen Weg in den Luftfilter findet und diesen zusetzt. Hat spitzenmäßig funktioniert. Während andere Teams mit dem Inhalt ihrer Luftfilter Sandkuchen backen konnten, waren bei uns nur ein paar Krümel drin.
In der Zwischenzeit war auch der Rest der Truppe erwacht und hatte gefrühstückt. Als die anderen endlich abfahrbereit waren, waren wir die letzten Teams auf dem Zeltplatz.
Unser Weg führte uns nun statt in die Berge zum Meer hin. Hier war es auch, dass die Strecke erstmals nach Wüste aussah.
Kein Baum, so weit das Auge reicht:
First Glimpse Of Desert
Und vor uns eine Straße, wie mit dem Lineal zum Horizont gezogen:
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Am Meer schauten wir uns die „weiße Stadt“ Essaouira an und schmierten uns am Strand Fladenbrote zum Mittag. Sorenski vom Team „Elke Pohn“ fand dort in einem lokalen Sonnenbrillenverkäufer einen neuen Freund von dem er sich (zu unser aller Erheiterung) nur schwer wieder trennen konnte.
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Später hielten wir noch bei einer Frauen-Kooperative, welche in Handarbeit verschiedene Produkte aus den Früchten des Arganbaumes herstellten.
Das Arganöl war sehr würzig-nussig und ganz anders als Olivenöl. Die Nussbutter war ein Gedicht! Zu den angebotenen Kosmetikprodukten kann ich nix sagen. Allerdings war Antje nicht sehr beeindruckt. So lecker die Sachen aber auch waren und so nett die Dame uns auch alles dort zeigte und erklärte: Die Preise waren saftig! Ein kleines 200-gr-Döschen Nussbutter sollte z. B. 100 Dirham (ca. 10 €) kosten. So sind wohl die Preise, wenn man zur Herstellung eines Liter Öls 30 kg Früchte braucht und selbst das Mahlen und Pressen in Handarbeit geschieht.
Coopérative Féminine Tiguemine Argane
Danach sind wir weiter Richtung Nachtlager gefahren – unterbrochen von einem Tankstopp in Agadir und einem Fotostopp bei Sonnenuntergang an einer atemberaubenden Klippe 300 Meter über dem Meeresspiegel.
Sunset Above The Ocean

Above The Atlantic Ocean
Natürlich kamen wir wieder erst im Dunklen an.
Da Plage Aglou direkt am Meer liegt, war der Wind recht stark.
Es trat auch ein sehr interessantes Phänomen auf: Der Wind dreht dauernd seine Richtung und damit änderte sich auch schlagartig die Umgebungstemperatur. Kam der Wind vom Meer griff man leicht fröstelnd zum Pulli. Kurze Zeit später kam er wieder vom Land und es war im Pulli zu warm… sehr strange.
Um unsere Zelte gegen den starken Wind zu schützen, bauten wir wieder eine Wagenburg aus den Autos.
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Ich krabbelte dann auch bald in meinen Schlafsack. Antje und Tobias schlenderten noch etwas über den Platz zu den anderen aus unserem Tross. Atze kam bei der Gelegenheit auf die Idee, ein Foto, dass Antje vom Team Øltanker geschossen hatte, anzuschauen. Daher gingen die beiden zu den Orgas, wo eine Reporterin von AUTO MUTTI MOTOR und SPORT gerade dabei war auf ihrem Laptop die Fotos der letzten 8 Tage zu sichten und einen kurzen Zwischenbericht zu schreiben. Als die Reporterin das Bild sah, war sie ganz begeistert und fragte, ob sie es für ihren Bericht verwenden dürfte. Dagegen hatte Antje natürlich nichts. Vielleicht hat es ja durch Zufall einer von euch in der passenden Ausgabe gesehen:
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Nach ein wenig Plauschen mit dem Rest vom Tross gingen Tobias und Antje dann auch ins Bett.
Da der Wind während der Nacht immer mehr an Stärke zu nahm und auch seine vorherrschende Richtung änderte, so dass unsere Eier keinen Schutz mehr boten, fing Tobias und mein Zelt an im Wind zu knattern und wurde auf uns herunter gedrückt. Gegen 2:30 Uhr war es dann so arg, dass wir aufstehen und das Zelt mit der spitzen Seite in den Wind drehen mussten. Das linderte die Auswirkungen des Windes und wir schliefen wieder mit dem Tosen der Brandung ein.

Tag 7 : irgendwo 70 km südlich von Meknès – Marrakesch

Blogged in Allgemein by Adrian · 7. Dezember 2010, 12:17

Tag 7 : irgendwo 70 km südlich von Meknès – Marrakesch
Tag 7 : irgendwo 70 km südlich von Meknès - Marrakesch
Im Gegensatz zu den Anderen schlief ich nicht in der Wagenburg, sondern im Auto. Zu den Anderen sagte ich, dass ich mir so einen weicheren Schlaf als auf dem harten steinigen Boden erhoffte. In Wahrheit hatte ich einfach Angst. Angst nachts wehrlos in meinem Zelt überfallen zu werden. Ich schlief also in halb sitzender Position auf dem Fahrersitz mit dem Schlüssel im Zündschloss, verriegelten Türen und griffbereitem Messer.
Für diese europäische Paranoia wurde ich aber angemessen bestraft. Es war eine der schlechtesten Nächte meines Lebens: Rebecca quatschte laut mit Ismail (welcher mit seinem Pick-up und stetig alkoholisierter immer wieder auftauchte und mich hochschrecken ließ) bis ca. 5:30 Uhr. Danach unterhielten Jan und Atze mich mit ihrem Schnarchkonzert und die sternklare Nacht brachte die Temperaturen in einstellige Regionen. Dementsprechend gab ich es gegen 6 Uhr auf, nochmal ein Auge zu zu tun.
Belohnt wurde ich mit einem wunderschönen Sonnenaufgang, bei dem ich zu sehen durfte, wie er immer mehr und mehr die Sterne überstrahlte:
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Ismail hatte abends gesagt, wir sollten auf keinen Fall abfahren, bevor er uns nicht ein Frühstück serviert hätte! Er hatte extra einen seiner Schafhirten in der Nähe unseres Lagers postiert, welcher, kurz nachdem auch die Anderen erwacht waren, erst einen Tisch und dann reichlich zu essen brachte. Ismail ließ uns Fladenbrot, Honig, Käse, ein Omelett, Olivenöl, Butter, Pfefferminz-Tee und frisch gepflückten Salbei sowie weitere Gewürze kredenzen:
Moroccan Breakfast
Es war ein leckeres Frühstück und eine tolle Stimmung!
Ismails Angestellter wartete in einiger Entfernung, bis wir aufgegessen und -getrunken hatten. Wir ließen extra ein Stück Fladenbrot übrig, damit es nicht so aussah, als wären wir nicht satt geworden.
Schon in der Nacht hatte Ismail Geld abgelehnt, dass wir ihm für die Übernachtung geben wollten. Um uns trotzdem für die Gastfreundschaft und seinen Schutz zu bedanken, übergaben wir dem Angestellten eines von unseren Metall-Feuerzeugen, ein Zigaretten-Etui mit 200 Dirham (ca. 16€) („für die Kinder“ – ansonsten wäre Ismail beleidigt gewesen, weil wir ihn für arm halten würden) und für den Hirten eine Schachtel Marlboro. Ismail selbst war leider unterwegs, so dass ein persönlicher Dank leider nicht möglich war.
Die Nacht bei Ismail sollte eines von vielen Beispielen arabischer Gastfreundschaft auf unserer Reise sein. So arm die Leute im Vergleich zu uns auch waren: Man begegnete uns offen, freundlich und höflich. Das hatte ich ehrlich gesagt so nicht erwartet.
Nach der herzlichen Verabschiedung setzten wir gegen 10 Uhr unsere Fahrt durch den Atlas fort.
Unser Weg führte uns über atemberaubende Serpentinen, welche sich an Steilhänge klammerten hinauf zu den Wasserfällen von Ouzoud.
Die lediglich geschotterte Strecke war teilweise so steil, dass ich den Kopf aus dem Seitenfenster strecken und bestimmt hundert Meter in die Tiefe spucken konnte. Die Frage nach Leitplanken oder Begrenzungen erübrigt sich.
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Antje meisterte mutig diese fahrerische Herausforderung trotz ihrer Höhenangst!
Die Wasserfälle selbst waren atemberaubend!
Ouzoud Falls
Man konnte ohne jegliche Absperrung an die Abbruchkante heran treten und den über hundert Meter tiefen Fall des Wassers bewundern:
Right At The Edge
Wer an dieser Stelle aufgrund der Höhe kein mulmiges Gefühl im Magen bekommt, ist nicht normal!
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Wir machten ein paar tolle Fotos, während die Anderen schon oberhalb der Fälle in einem Sammelbecken badeten. Antje trug keine Schuhe, als wir einen mit Scherben und Kronkorken übersäten Innenhof überqueren wollten, um zu den anderen zu gelangen. Ich nahm sie daher huckepack. Dies missviel anscheinend dem Aufseher, welcher uns sehr ärgerlich und laut mit den Worten: „If you want to play, play outside!!“ den Zutritt verwehrte.
Anscheinend ist es im Islam nicht angebracht Freitags Frauen zu tragen…
Einer Erklärung war der Herr nicht zugänglich. So fiel das Bad für Antje und mich leider aus.
Wieder bei den Autos befüllten wir den Saab von Atze und Jan aus unserem Reservekanister. Die Jungs hatten die letzte Tanke vor 150 km verpasst und ihr Auto ging in den Serpentienen in Linkskurven schon immer aus.
Unsere nächste Station, Marrakesch, erreichten wir mal wieder im Dunklen.
Erster Halt war ein riesiges Einkaufszentrum. Während die Anderen gierig den extra abgesicherten Alkoholverkauf aufsuchten, bestaunten Antje und ich die exotische Obst- und Gemüseabteilung. Wir deckten uns mit Orangen, Mandarinen, Paradiesäpfeln und Mangos ein. Lecker!
Dann teilte sich die Gruppe. Die Anderen gingen zu Pizza Hut, um noch ein letztes Mal „westlich“ zu essen, wir hingegen machten uns auf den Weg zum Campingplatz. Dort angekommen stellten wir nach einiger Rangiererei fest, dass der Kühler von Cobra I überkochte!
Ich hatte das bisher nicht bemerkt, da natürlich auf der Seite der Temperaturanzeige die Tachobeleuchtung defekt war.
Während Antje das Abendessen vorbereitete und Tobias die Zelte aufbaute, nahm ich mit Hilfe des Werkstatthandbuchs eine erste Schadensdiagnose vor.
Ich überbrückte den Temperaturschalter mit einem Stück Tüddeldraht am Diagnosestecker und schon sprang der Lüfter an. Damit war der Lüfter als Übeltäter schon mal raus.
Mit diesem beruhigenden Wissen und einer ebenfalls überprüften und augenscheinlich noch dichten Zylinderkopfdichtung verschob ich alles weitere auf morgen. Der schnelle Ritt über Land hatte wohl auch Schlimmeres verhindert. Hungrig machten wir drei uns über das Abendessen her. Es gab Nudeln mit pürierten Tomaten zum selber würzen mit Knoblauch, Pfeffer und Salz. Wenn man wie wir seit Tagen nichts warmes gegessen hat und der Hunger riesig ist, ist auch ein solch einfaches Essen ein Genuss!
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Tobias ging danach noch duschen, während ich schon in meinen Schlafsack kroch.
Er kam mit den Worten zurück, dass er sich nicht wesentlich sauberer fühlen würde, da die Duschen selbst im afrikanischen Sinne versifft wären.
So schliefen wir erschöpft und schmutzig gegen 01:00 Uhr ein.

Tag 6 : Larache – irgendwo 70 km südlich von Meknès

Blogged in Allgemein by Adrian · 23. August 2010, 09:33

Tag 6 : Larache – irgendwo 70 km südlich von Meknès ??? km
Tag 6: Larache - irgendwo 70 km südlich von Meknès
Wir hatten schon am Abend vorher mit den Teams „Øltanker“ (159), „Elke Pohn“ (202) und „Gourmetfizza“ (204) abgemacht, dass wir dem Tross nicht wie geplant nach Marrakesch folgen wollten, sondern einen Abstecher nach Meknès machen und anschließend über den mittleren Atlas fahren wollten. Erst Abends wollten wir in Marrakesch bei den Anderen ankommen.
Unsere erste Nacht in den Zelten war bitter kalt gewesen. Man hört es ja immer wieder, dass es in Afrika nachts kalt sein soll, aber auf eine derartige Kälte waren wir nicht vorbereitet! Als wir früh morgens vor Kälte zitternd erwachten, zeigte das Thermometer unter 10°C! Unsere Zelte waren tropf-nass vom Tau.
Larache In The Morning
Ich nutzte die Langsamkeit der Anderen und spülte die erbeuteten Waschmittelkanister von Tag 1 mit der „Arnold-Schwarzenegger“-Methode aus. Ker, taten mir nachher die Arme weh!
Gegen 10 Uhr verließen wir den Campingplatz. Da niemand uns fragte und auch keine Kasse erkennbar war, sparten wir die Platzgebühr. Während Antje Richtung Meknès fuhr, schrieb ich den Bericht über den gestrigen Tag. Die Straßenverhältnisse haben, glaube ich nicht wesentlich zur Lesbarkeit meiner Handschrift beigetragen.
Zu unserer Belustigung auf der Fahrt, trug eine „Esel-Waschanlage“ am Wegesrand bei. Dort standen ein halbes Dutzend Esel um einen Brunnen und wurden von ca. 7-10 Frauen gewaschen. Hätte ich das Auto-Shampoo mal nicht ausgespült…
In Meknès angekommen, stellten wir die Autos auf einem Parkplatz ab und Jan vom Team „Øltanker“ handelte mit dem Aufseher aus, das dieser 20 Dirhams (ca. 1,80€) sofort und 30 weitere später, wenn unsere Autos unversehrt sein würden, bekommen sollte.
Danach machten wir uns auf in die alte Sultanats-Stadt.
Bab Mansour
Rebecca vom Team „Gourmetfizza“ hatte einen Lonely Planet dabei und gab unsere Fremdenführerin. Das missviel natürlich den lokalen Fremdenführern sehr, welche uns auf Schritt und Tritt verfolgten.
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Rebecca führte uns in die Suqs fern ab der eh schon spärlichen Touristenströme.
Die kleinen Gassen beherbergen die jeweiligen Handwerkszweige und Händler.
Spice Souq
Die Metallbauergasse war erfüllt vom Gebrutzel der Schweißgeräte; in der Schlachtergasse war die Luft von leckerem Grillduft erfüllt; in der Bäckergasse wimmelte es vor Wespen; die Drechsler- und Schreinergasse bot tolles traditionelles Handwerk mit reich verzierten Stühlen und Schränken. Die Gasse der Fischhändler hingegen, musste man mit angehaltenem Atem durchgehen… So muss es bei Verleihnix gerochen haben.
Gegen 15 Uhr hatten wir alle Hunger und kehrten in einem traditionellen Restaurant ein, welches der Lonely Planet empfahl. Es befand sich kein Schild an der Tür des äußerlich normalen Wohnhauses. Wir trauten uns dennoch zu klopfen und man bat uns herein.
Als einzige Gäste erwartete uns ein Anblick wie aus 1001 Nacht: Schummriges Licht, rohe Lehmwände, dicke Teppiche und Kissen, reichhaltige Mosaikarbeiten und hohe Decken mit toll verzierten Stützbalken.
Schwitzten wir vorher noch bei über 30°C, so froren wir hinter diesen dicken Mauern.
One Thousand And One Nights
Da niemand von uns in der Lage war, die Speisekarte zu lesen, ließen wir den sehr netten Wirt uns einfach etwas zusammenstellen. Nachdem er unsere Bestellung aufgenommen hatte, teilte er uns mit, dass das Essen nur aus frischen Zutaten, welche sie jetzt für uns besorgen würden, bestehen würde. Sie würden keine vorbereiteten Speisen servieren. Es solle daher eine Stunde dauern, bis das Essen fertig sei. Er sagte weiterhin, dass wir in dieser Zeit uns gerne auf den Kissen zum schlafen legen könnten, oder aber auch das Restaurant verlassen könnten um weiter die Stadt zu besichtigen. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Hühnchen, welches wir später aßen, zu diesem Zeitpunkt noch fröhlich gackerte.
In diesem Restaurant machten wir dann unsere erste Bekanntschaft mit der afrikanischen Zeitauffassung. Erst gegen 18 Uhr (also 3 Stunden später!!) wurde das Essen serviert.
Als Vorspeise gab es eine Suppe, welche undefinierbar schmeckte mit frischem Fladenbrot.
Der Hauptgang waren verschiedene Platten mit der marrokanischen Variante der „Köttbullar“ und scharfer Soße (wie ich sie schon in der afghanischen Botschaft kennengelernt habe), Hähnchenschenkel mit Gemüse auf Kuskus, Hähnchengeschnetzeltes im Teigmantel mit Zimt und Puderzucker (überraschend lecker!), sowie warme Dörrfeigen- und pflaumen.
Den Nachtisch bildete süßer Pfefferminztee mit atom-süßem Gebäck.
Ich hatte große Bedenken, ob ich das Essen vertragen würde. Insbesondere das Huhn machte mir Sorgen vor Salmonellen. Bisher ist mein Magen aber schön ruhig.
Eigentlich wollten wir am selben Tag ja noch die Serpentinen nach Marrakesch bezwingen. Da es aber über unser Essen dunkel geworden war, war uns die Strecke zu gefährlich. Unser Plan war daher, den Zeltplatz in Meknès zu finden und erst am nächsten Tag weiter zu fahren. Der Platz in Meknès befindet sich keine 500 Meter vom Königspalats.
Um ihn zu erreichen, musste man sogar über einen der Vorhöfe des Palastes fahren. Es war ein toller Anblick!
Bassin de l'Agdal At Night
Leider hatte der Campingplatz geschlossen. Ein Einheimischer meinte aber, dass 25 km zurück und 60 km in Richtung Marrakesch jeweils Zeltplätze wären. Zurück wollten wir nicht, also fuhren wir durch die sternklare Nacht Richtung Marrakesch. Natürlich war der zweite Platz auch geschlossen. Der Polizist, den wir nach Alternativen fragten, wusste keinen weiteren Platz. Wir beschlossen daher irgendwo versteckt am Straßenrand zu übernachten.
Als wir von der Straße zum ersten mal abfuhren, übersahen wir leider einen im Graben liegenden Stacheldraht! Unsere Eier hatten wahrscheinlich nur aufgrund unserer Wüstenschlitten Glück und verhedderten sich nicht.
Team „Elke Pohn“, das hinter uns fuhr, erwischte es schlimmer. Der Draht wickelte sich um ihre Vorderräder, sowie die Aufhängungen.
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Erst der vereinte Einsatz von Seitenschneidern, Taschenlampen und roher Gewalt befreite sie wieder.
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Ein paar Kilometer weiter, gab es wieder eine verlockend aussehende Stelle. Wir fuhren in einen kleinen Hohlweg, um hinter einer Bruchsteinmauer die Autos und Zelte vor neugierigen Blicken zu verstecken.
Kaum hatten wir jedoch angehalten, bemerkten wir einen Toyota Pick-Up, welcher hinter uns in den Weg eingebogen war. Darin saß (wie sich später herausstellte) Ismail, der lokale Schaf-Baron. Er fragte, was wir auf seinem Land wollten. Wir erzählten ihm in unserem gebrochenen Französisch unsere Trauergeschichte. Er meinte daraufhin, dass wir ihm folgen sollten. Wir dürften gerne auf seinem Land übernachten, er wüsste aber eine bessere Stelle zum zelten.
Er führte uns weiter von der Straße weg zu einer ebenen Fläche. Mehr konnten wir in der tief schwarzen Nacht nicht erkennen. Wir errichteten eine klassische Wagenburg mit unseren Autos in deren Mitte wir unsere Zelte aufbauten.
Corral
Uns allen war sehr mulmig zumute, konnten wir doch Ismails Geste nicht ganz einschätzen. Sollte dies die viel zitierte arabische Gastfreundschaft sein, oder eine der vielen Geschichten aus Marokkos Hinterland, die mit ausgeraubten Touristen endet? Am nächsten morgen sollten wir es wissen. So oder so….

Tag 5 : Torremolinos – Larache

Blogged in Allgemein by Adrian · 14. August 2010, 08:35

Tag 5 : Torremolinos – Larache ??? km
Tag 5: Torremolinos - Larache
Wir haben es ausnahmsweise fast pünktlich los geschafft! 7:07 Uhr rollten wir vom Hof. Langsam bekamen wir Routine.
Der Weg nach Algeciras war nur ein Katzensprung. Jedoch sollte uns ein Navigationsfehler zum Verhängnis werden. Kaum biegt man einen Kreisverkehr zu früh ab, schon landet man auf einer Mautstrecke… Natürlich wollte uns die Dame im Kassenhäuschen nicht ohne zu zahlen wenden lassen. So mussten wir pro Auto 0,85€ zahlen und, nachdem wir 20 Meter weiter umgedreht hatten, wieder 0,85€ für den Rückweg berappen. Auf dem letzten Meter ging also unser „0€-Maut-Plan“ in die Hose… „ambitious but rubbish“…
Der Fährhafen selbst, war leicht zu finden. Der Ableger nach Tanger jedoch nicht. Wir irrten für ca. 20 Minuten im weitläufigen Hafengelände umher, um dann schlussendlich zufällig richtig zu landen.
Mit großer Befriedigung stellten wir fest, dass wir mit die Ersten vom Rallye-Tross am Fähranleger waren.
Arriving In Time
Unsere Streckenwahl am Mittelmeer entlang war also ein rund um voller Erfolg! Tobias hatte tolle Arbeit geleistet!
Da wir schon um 9:30 Uhr am Anleger waren, unsere Fähre aber erst um 12 Uhr ablegen sollte, beschlossen Tobias und ich noch Sprit für Cobra II und uns zu besorgen. Nach kurzer Diskussion schätzten wir unseren Bedarf auf 96 Dosen Bier. Um die Ausgewogenheit unserer Ernährung sicher zu stellen, kauften wir San Miguel, Supersol-Hausmarke und Cruz Campo. Alles natürlich pfandfrei. Wir waren gespannt, ob der Vorrat reichen würde, bis wir muslimisches Gebiet wieder verließen und ob wir es durch die jeweiligen Grenzkontrollen geschmuggelt bekommen würden. Die anderen Rallye-Teilnehmer waren da sehr skeptisch.
Passend zum beladen des Schiffs waren wir wieder zurück am Anleger.
Boarding The Ferry
Kaum hatte unser Seelenverkäufer gen Afrika abgelegt, ging die Nachricht um, dass wir uns auf dem falschen Schiff befänden….
Als die Orgas, welche die Zoll- und Einreiseformalitäten für uns erledigen sollten, auf die Fähre wollten, war diese schon voll und sie mussten auf die Nächste warten…
In der Konsequenz machten wir schon auf der Fähre erste Erfahrungen mit afrikanischer Bürokratie: Wir mussten 30 Minuten für ein Formular anstehen, das jeder anders interpretierte und ausfüllte.
Customs
Der Inhalt schien den Grenzbeamten aber egal. Hauptsache, er konnte alle seine Stempel benutzen!
Das alles tat der Stimmung aber keinen Abbruch und so warfen wir voller freudiger Erwartung die letzten Blicke auf den europäischen Kontinent.
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Im Hafen von Tanger empfing uns eine Meute von „Schleppern“, welche einem bei den Zollformalitäten behilflich sein wollten. Es war teilweise ein echter Spießrutenlauf. Am effektivsten erwies es sich, sein Auto zu verlassen und in einer Gruppe zwischen den Fahrzeugen zu verharren. Hier sahen wir auch zum ersten Mal das Team „Bayern“, welches mit ihrem Magirus Deutz FM 130 D9 FA die schwerste Konkurrenz für unsere Eier darstellte.
PB110147
Nach über 2 Stunden und mit Hilfe der inzwischen eingetroffenen Orgas durften wir endlich noch mehr Zettel und Durchschriften ausfüllen (natürlich wieder ohne Plan) und endlich Tanger, dass Tor Afrikas betreten!
Ab nun war alles anders!
Wenn die Kreisverkehre in Spanien schon chaotisch waren, dann war der Verkehr ab Tanger die Ausgeburt eines Irren im Fieberwahn! Es herrscht totale Anarchie, welche lediglich der Regel „Insch Allah“ („so Gott will“) folgt:
„Wenn Gott will, dass mich jemand tot fährt, dann passiert es auch. Egal ob ich vor dem überqueren der Straße gucke oder nicht. Also brauche ich auch nicht zu gucken.“
Sobald man sich als Europäer dieser Mentalität anpasst und jegliches Fahrschulwissen über Bord wirft, verliert der höllische Verkehr einiges von seinem Schrecken.
Ich schreibe diese Zeilen übrigens gerade, während Antje mit ca. 100 km/h Eselkarren und frei laufende Ziegen umkurvt…
Da wir von Tanger aus nach Larache nicht die Mautstraße nehmen wollten, mussten wir uns ohne Roadbook durchschlagen. Unser eigenes endete ja mit Europa. Ab jetzt waren wir auf die Orgas und unsere Straßenkarten angewiesen. Nach einigem suchen fanden wir ein paar Rallyeteilnehmer, die wussten, wo der Campingplatz sein sollte.
Dort angekommen schlugen wir schnell unsere Zelte auf und gingen an das Projekt des Abends:
Cobra I vom Dachgepäckträger befreien!
Ich hatte mir überlegt, dass die beiden Ersatzräder vom Dach und die Klappstühle auch anders unter zu bringen sein müssten. Zur Belustigung der Umsitzenden spielten Tobias und ich dann stundenlang 3-D-Tetris mit dem Gepäck, bis wir mehr als genug Platz geschaffen hatten. Wir erwarben uns an diesem Abend den Spitznahmen als „Die, die so gerne packen“.
Antje erwärmte uns in der Zwischenzeit zwei leckere Dosen Gulasch-Nudeltopf. Gegen 22:30 Uhr waren wir mit unserer Umräumaktion fertig und in einem feierlichen Akt flog der Träger vom Dach. Ab jetzt gings oben offen durch Afrika!
Anschließend gingen wir noch eine Runde über den Zeltplatz und inspizierten die ersten Opfer unter unserer Konkurrenz.
Ein Landrover hatte in Frankreich einen der Nissan Patrol angestupst.
PB120148
Rallyeinterne Blessuren quasi.
Ein anderer Patrol war mit Getriebeschaden ausgefallen (es ging nur noch in der Geländeuntersetzung vorwärts) und die Jungs schraubten bis tief in die Nacht um ihn wieder flott zu bekommen.
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Auf unsere gelungene Umpackaktion gab es noch ein paar Dosenbier und dann krochen wir kaputt aber sehr zufrieden in unsere Schlafsäcke.

Feucht-fröhlich in Osterode

Blogged in Allgemein by Adrian · 19. Mai 2010, 14:04

Am letzten Wochenende war in Osterode das inoffizielle Nachtreffen unserer Rallye nach Banjul.
Tobias und ich wollten eigentlich die ganze Zeit dort zelten, allerdings schlug wieder unser altes Rallye-Motto „ambitious but rubbish“ zu. Als ich Freitag Mittag Sir Edward packte, fiel mir auf, dass wir zuhause gar kein Zelt mehr haben. Das liegt noch bei meinem Kumpel Stefan in Bremen….damn….
Also Arschlecken mit zelten. Ok, bei Dauerregen und knapp 4 Grad ist das jetzt auch nicht sooo verlockend, aber der Wille war da! Leider hat Atze unsere SMS mit der Bitte um Asyl auch überlesen, so dass wir den zusätzlichen Platz in seinem Zelt nicht nutzen konnten.
Wir reduzierten unseren Plan also auf das Minimum und fuhren am Samstag als Tagesgäste vorbei.
Wir waren echt erstaunt, was die Anderen alles auf die Beine gestellt hatten. Ein Anhänger voller Feuerholz, zwei große Zelte mit Sitzplätzen für ca. 20 Leute, Beamer, Leinwand, Öl-Tonnen-Grill, zwei Dreibeine für Töpfe und ganz besonders: Großartiges essen!

Wie man auf dem Bild sieht, hat der gemeine Rallye-Fahrer auch privat guten Automobilgeschmack. So waren VW T3 Doka und Golf I GTI (original und mit den seltenen Pirelli-Felgen!) anwesend.
Später überraschten uns Nico und Rebecca noch mit einem Besuch und hatten ihren neuen Saab 900 S 16V dabei:

Sehr schick!
Der Rest des Nachmittags und Abends scharrten wir uns um die verschiedenen Feuerstellen und schauten totem Tier beim schmurgeln zu. *Mjam*


Das Essen war echt großartig! Danke für die Idee und die leckere Zubereitung!

Es war ein echt schöner Nachmittag! Toll euch alle mal wieder zu sehen. Schade, dass wir es verbockt haben, länger da zu sein. Aber so wie ich es dem Mailverteiler entnehme, soll es ja nicht das letzte Treffen sein… das nächste mal wird das Wetter auch besser! Bis auf Schneefall kann es ja nicht viel schlechter werden….
Danke nochmal fürs organisieren!

Tag 4 : Amposta – Torremolinos

Blogged in Allgemein by Adrian · 10. April 2010, 19:26

Tag 4 : Amposta – Torremolinos 820 km
Tag 4: Amposta - Torremolinos
Im Gegensatz zu gestern schafften wir es endlich einmal pünktlich um 7 Uhr los. Tobias und Antje hatten mich für die Nacht auf das Beistellbettchen verbannt. Weiterhin hatten die beiden Frischluftnazis darauf bestanden, dass die Balkontür die Nacht über sperrangelweit offen stehen musste. Natürlich genau neben meinem Bett…
Da dem gemeinen Iberer das Prinzip der Bettdecke leider unbekannt ist, durfte ich die Nacht zitternd und frierend verbringen. Dementsprechend fröstelig war auch meine Laune am Morgen.
Die Fahrt den Tag über war aber zum Glück recht ereignislos.
Ab und zu sahen wir einen Stier, die waren jedoch harmlos:
Osborne Bull

Die Eier hielten sich wacker und nahmen auch Dauertempo 120 nicht übel.
Driving Along

Morgens fuhren wir durch Orangen-, Zitronen- und Olivenhaine. Leider hatten wir zum pflücken keine Zeit/Gelegenheit. Am Nachmittag erreichten wir auf ca. 1300 m ü. N. N. die Sierra Nevada. Das Thermometer in Cobra II zeigte mittlerweile angenehme 32 °C. Die Sierra Nevada präsentierte sich uns als endlose Einöde aus erodiertem Fels und vereinzelten Kakteen. Hindurch zog sich für hunderte Kilometer das flimmernde Asphaltband. Hätte von hinten ein Ford Falcon aufgeschlossen, es hätte uns nicht gewundert.
Als Highlight trafen wir dort oben auf einen Kamerawagen von Google Street View:
Google Street View

Wir begleiteten den Wagen für einige Kilometer in der Hoffnung, dass die Eier so für immer einen Platz im Netz finden würden. Bisher sind die Bilder aber leider noch nicht online. Hier die Stelle:

Größere Kartenansicht
Nach 11,5 Stunden kamen wir (ausnahmsweise noch vor Sonnenuntergang!) in Torremolinos an. Die Suche nach unserem Hotel gestaltete sich, wie so oft, schwierig.
Die Strapazen des Tages vergaßen wir aber schnell als wir genüsslich mit Dosenbier und Sternenhimmel am Strand saßen:
Am Strand von Torremolinos
Herrlich!
Für’s Protokoll: Ich konnte auch den ersten Sonnenbrand der Reise verbuchen.

Tag 3 : Béziers – Amposta

Blogged in Allgemein by Adrian · 3. April 2010, 08:44

Tag 3 : Béziers – Amposta 553 km
Tag 3: Béziers - Amposta

Wir wollten eigentlich um 7 Uhr in Béziers los. Aber wie bisher immer kam eins zum anderen, so dass wir erst nach 8 Uhr mit vollen Tanks starten konnten:
Avenue de l'Hérault nach Coursan
Die heutige Strecke war im Vergleich zum gestrigen Tag sehr kurz. Der Routenplaner hatte aber trotzdem mehr als 10 Stunden Fahrzeit veranschlagt.
Wir sollten sehr bald merken, dass das keine Untertreibung war!
Schon wenige Kilometer hinter Béziers begannen die Serpentinen. Links neben der Straße ging es steil runter ins tosenden Meer und rechts ragte der nackte Fels auf.
Es war der Himmel für jeden, der gerne Auto fährt und ein real gewordener Albtraum für jeden mit Höhenangst! Zoomt zum Beispiel mal auf die Strecke bei „Banyuls-sur-Mer“. Dann wisst ihr, was ich meine! Es vergingen kaum 30 Meter ohne scharfe Kurve oder Spitzkehre und das alles musste in einem Tempo gefahren werden als wenn einem die Hosen in Flammen stehen, weil von hinten die Locals drängelten… Ein Traum!
Carretera de Tossa bei Sant Feliu de Guíxols

GI-682 zwischen Sant Feliu de Guíxols und Tossa de Mar
Natürlich suchten wir uns alsbald eine schöne Stelle, um die ersten Fotos mit Eiern und Meer zu machen:
Cap Rédéris am Fuße der Pyrenäen
Doch obwohl der gestrige Sturm bereits abgeklungen war, war der Wind so stark, dass wir Probleme hatten, uns auf den Beinen zu halten:
Kräftiger Wind am Cap Rédéris
Bei strahlendem Sonnenschein tobte das Meer mit seiner Gischt gegen die Felsen unter uns an. Es war wirklich beeindruckend!
Immer wieder reihte sich so Serpentine an Spitzkehre an Serpentine. Eine wirklich grandiose Streckenwahl, die mein Bruder da getroffen hatte:
Portbou an der französisch-spanischen Grenze

Portbou an der französisch-spanischen Grenze
Endlich konnten wir auch unsere Pullis gegen T-Shirts eintauschen. Das Thermometer zeigte über 20 °C:
Endlich angenehme Temperaturen
Als wir eine Möglichkeit zur Mittagsrast suchten, stießen wir auf einen ALDI. Natürlich mussten wir dort nachsehen, ob es auch in Spanien den leckersten „Fleischalat“ (Familienslang) der Welt gibt.
Leider nicht…
Dafür trafen wir aber einen anderen alten Freund wieder:
Spanisches Karlsquell
Schnell war eine Palette „Karlsquell Cerveza“ und „Karlsquell Cerveza Premium“ eingepackt. Als feste Nahrung gab es zwei Baguettes und lokale Eselwurst. Lecker!
In Barcelona umrundeten wir den „Glaspenis“ und verfuhren uns prompt:
Der Glaspenis von Barcelona
Allerdings führte uns gekonntes Raten bald wieder aus der Misere. Die Abenddämmerung verbrachten wir wieder in den Serpentinen Richtung Amposta:
Carretera de Barcelona a Valls bei Garraf
Zwischendurch bedrängten uns noch ein paar Iberer mit Hupe und Lichthupe, weil ihnen Tempo 90 nicht ausreichend erschien. Nur um anschließend dann mit 95 km/h vor uns her zu zockeln… Ein wankelmütiges Volk…
Unser Zielort Amposta ist eine schöne kleine Stadt. In den engen Gassen erforderte die Suche nach unserem Hotel allerdings wieder eine gehörige Portion Raterei. Nach einiger Zeit fanden wir es endlich und konnten nach gut 13 Stunden Fahrzeit recht schnell unsere Zimmer beziehen.
Da ich mir schon seit zwei Tagen (zu Recht) Bemerkungen über den Gestank meiner Socken anhören durfte, habe ich sie kurzerhand aus dem Hotelfenster auf die Hauptstraße geworfen. Trotz Dosenbier brachte mir diese Rock-Star-Aktion aber überraschenderweise nicht die erhoffte Anerkennung, sondern nur Kopfschütteln…

Tag 2 : Hohberg – Béziers

Blogged in Allgemein by Adrian · 19. Januar 2010, 13:34

Tag 2 : Hohberg – Béziers 916 km

Anmerkung: Das Bild oben ist ein Link zu dem interaktiven GPS-Track unserer Reise, den Tobias aufgezeichnet hat. Da könnt ihr auf ein paar Meter genau verfolgen, wo wir uns überall rumgetrieben haben.

Tag zwei hatte direkt unsere längste Tagesetappe parat. Nach unruhiger Nacht erwachten wir in Hohberg. Man hatte uns verraten, dass es ab 6:30 Uhr noch ein kostenloses Frühstück geben würde. Das griffen wir als gute Lipper natürlich ab. Im Morgengrauen rollten wir dann um 7:20 Uhr mit vollen Mägen aber leeren Tanks vom Hof gen Frankreich:

Unser Ziel war es, den Preisunterschied zwischen D und F auszunutzen, und erst hinter der Grenze zu tanken. Wie aber bei all unseren bisherigen Plänen war auch dieser „ambitious but rubbish“.
Nach ca. 130 km, kurz hinter Mulhouse, meldete Antje per Funk, dass Cobra IIs Motor stottern würde und Sekunden später rollte sie auf dem Standstreifen aus. Nach kurzer Diagnose packten wir Opas Abschleppseil aus und schleppten mit Cobra I Cobra II zur nächsten Abfahrt:

Dort stellten wir sie ab und suchten mit Cobra I eine Tankstelle. Kaum hatten wir die Tanke gefunden, sprang Cobra II mysteriöser Weise auch wieder an und fuhr problemlos bis zur Zapfsäule. Da es allerdings Sonntags war, gab es nur die Möglichkeit des „sedelns“ mit einer Kreditkarte. Natürlich nahm der Automat Tobias VISA-Karte nicht, weil sie keinen „Chip“ besaß….
Ein ausgesprochen freundlicher Franzose ließ uns aber zum Glück über seine Kreditkarte tanken und wir gaben ihm dann das Bargeld:

Komisch war auch, dass Cobra IIs Tank nicht komplett leer gewesen zu sein schien. Zumindest passten nicht so viele Liter rein, wie das Handbuch an Fassungsvermögen propagandierte. Komisch. Zum Abschied wünschte der Franzose uns „Gottes Beistand“ für unsere Reise. Was ein Ohmen…
Nachdem der Schrecken dieser dämlichen Panne verdaut war, machten wir uns wieder auf den Weg. Da wir reichlich Kilometer vor uns hatten, aber entgegen vieler anderer Teams keine Mautstrecken benutzen wollten, sahen wir kurz darauf zum letzten Mal für Tage ein anderes Rallye-Fahrzeug.
Es folgten nun endlos lange Stunden der Kilometer-runter-reißerei. Als die Dunkelheit herein brach, wollte Tobias Cobra II nachtanken. Damit uns nicht nochmal der Sprit ausgeht, hatten wir bei der Panne auch den Diesel-Kanister von Antjes Vater voll gemacht. Diesen Sprit wollte Tobias nun in Cobra II umfüllen. Da der Kanister aber 33l fasste, gestalte sich das Gießen als sehr kompliziert. Selbst meine spontan als Trichter geopferte Wasserflasche brachte nicht den erhofften Erfolg. Nun schlug die Stunde der von Tobias gekauften Siphon-Pumpe:

Sie funktionierte zwar, aber ihre Förderleistung war eher bescheiden. Nach ca. 5l und fast einer geschlagenen Stunde gaben wir auf und Tobias betankte Cobra II an einer Tankstelle.
Antje hatte in der Zwischenzeit den leuchtenden Jesus fotografiert, der die ganze Zeit über unserer Aktion gewacht hatte:

Der weitere Ritt durch die Nacht verlief ereignislos. Es reihte sich Kilometer an Kilometer.
Erst als wir die Pyrenäen erreichten, wurde es nochmal spannend, als erst dichter Schneeregen und oberhalb von 1000m auch Schneetreiben einsetzte.
Als wir später mal wieder einen Fahrerwechsel durchführten (alle 4 Stunden wurde getauscht), konnten wir auf dem Parkplatz diese wunderschön angeleuchtete Eisenbahnbrücke bewundern:

Nach 15 Stunden Fahrt erreichten wir schlussendlich unser Hotel in Béziers. Wir waren völlig erschöpft und wollten nur noch ins Bett.
Leider funktionierte aber das Code-System am Eingangstor nicht richtig. Zumindest reagierte es nicht auf Tobias Buchungscode. Wir machten uns also in der Dunkelheit auf die Suche nach einem alternativen Eingang. Dabei scheuten wir auch nicht davor zurück, uns durch das Unterholz neben dem Hotel zu schlagen. Antje stürzte hierbei in einen Entwässerungsgraben. Zum Glück war er trocken.
Nachdem wir so keinen anderen Eingang gefunden hatten, kehrten wir zum Tor zurück, um es noch einmal zu probieren. Während Tobias zum X-ten mal seinen Code von der Buchungsbestätigung eingab, lehnte ich mich entmutigt und resigniert gegen das Tor, welches, wie im Film, unter meinem Gewicht einfach auf sprang. Das hätten wir also auch einfacher haben können…
Ab Mitternacht schliefen wir alle gut und tief.

Tag 1 : Zuhause – Hohberg

Blogged in Allgemein by Adrian · 8. Januar 2010, 21:07

Tag 1 : Zuhause – Hohberg – 534 km

Eines der Mottos meiner Lieblingssendung „Top Gear“ ist „ambitious but rubbish„.
Dieser Satz sollte auch auf der Rallye häufig von uns bemüht werden, wenn wir mal wieder selbst etwas verbockt hatten. Schon der Start war ein Musterbeispiel:
Der offizielle Start sollte am 6.11. in Dresden mit einem Fotoshooting am Elbufer stattfinden. Am 5. haben Tobias und Antje erst die Vorräte gekauft und eingepackt. Ich lag in der Zwischenzeit noch bis Abends unter Cobra I und habe den zweiten Wüstenschlitten montiert. Die noch zu bauenden Dachgepäckträger warteten ebenfalls noch auf uns.
Es zeichnete sich daher ab, dass wir die Autos die Nacht durch hätten packen müssen, wenn wir am nächsten Tag um 14:30 Uhr in Dresden sein wollen würden. Nach einigen Diskussionen mussten wir einsehen, dass es keine gute Idee war, unausgeschlafen auf solch eine Rallye zu gehen. Zumal unser Pensum für die nächsten Tage schon so sehr happig werden sollte. Unser Roadbook verzeichnete über 3000 km in den nächsten 5 Tagen. Also beschlossen wir den Start in Dresden zu knicken und den Tross erst in Hohberg wieder einzuholen.
Auch mit dem zusätzlichen Tag waren die letzten Stunden vor unserem Aufbruch sehr stressig und wir wurden gerade so fertig um am Morgen des 7.11. um 10:30 Uhr Richtung Paderborn aufzubrechen. Zeit Abschied zu nehmen:

Außerdem Zeit für das erste wichtige Foto dieser Reise: Den Tachostand von Cobra I bei Abfahrt:

Wir wollten in Paderborn noch einen 5l-Wasserkanister aus Tobias Keller holen und die lokalen Waschanlagen nach großen 25l-Waschmittelkanistern abklappern. Die 25l-Kanister sollten uns als billige Benzinkanister dienen, da echte Benzinkanister, selbst aus Plastik, unverschämt teuer sind.
Nach einigen ergebnislosen Versuchen, warf sich Antje erfolgreich an Mustafa, den Waschanlagenwart der Rolf Irmscher Tankstellen GmbH ran (Danke für die Hilfe!). Mustafa war von unserem Vorhaben hellauf begeistert und gab uns bereitwillig drei 25l-Kanister mit. Zusammen mit dem 33l-Kanister von Antjes Vater hatten wir nun 108l-Spritkapazität + Tanks. Das sollte für die Wüste reichen. Es war schwer Mustafas Schäkerei mit Antje zu beenden, damit wir endlich los kommen konnten.
Ich wollte etwas auf die Tube drücken, da ich die beste Freundin von allen in Speyer besuchen wollte. Die war dort nämlich für drei Monate auf der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer zur Fortbildung um noch schlauer zu werden und mir meine Halle zu schenken. Nach erfreulich ereignisloser Fahrt trafen wir gegen 16:30 Uhr in Speyer ein. Den Kurzbesuch nutzte jeder von uns für einen schnellen Toilettengang. Antje und Tobias überprüften dann noch Reifendruck, Ölstand und den festen Sitz unserer aus Baustahlmatten gezimmerten Dachträger. Danach begaben wir uns zurück auf die Bahn um die letzten 140 km nach Hohberg abzuspulen:

An der „Hohberg-Halle“ trafen wir zum ersten Mal auf die anderen Boliden der Gegner und wurden von unseren Mitstreitern freundlich empfangen.
Allerdings waren die Preise in der Halle sehr happig (Brötchen 2€, Bier 1,80€). Tobias und ich machten uns daher auf den Fußweg, in den nahen EDEKA um dort Dosenbier und Abendbrot zu jagen. Antje wollte in der Zwischenzeit ein paar Mitfahrer kennenlernen. Leider hatte der EDEKA kein Dosenbier, so dass wir die lokalen Spezialitäten probierten (Hieronymus Pilsener und ein Landbier mit nem dicken Mönch drauf). Zum Abendbrot kauften wir einen leckeren Marmorkuchen.
Auf dem Rückweg versuchten wir uns auch am ersten Rallye-Geocash. Scheiterten aber an der Ortsbestimmung, mangelndem Kompass und Nieselregen (wie gesagt: „ambitious but rubbish“). Später erfuhren wir, dass der erste Cash dieses Jahr garnicht existierte. Hätten wir also eh nicht gefunden.
Mit nassen Füßen kehrten wir zurück in die Halle zu Antje, die schon direkt Anschluss gefunden hatte. Nachdem wir zusammen den Marmorkuchen und die Bierchen gekillt hatten, kehrten Tobias und ich zurück zum EDEKA um das Pfand zu kassieren und die Fahrzeuge der Konkurrenz zu inspizieren:


Zu unserer Befriedigung stellten wir fest, dass wir die einzigen Teilnehmer mit Kleinwagen waren.
Wohl gesättigt und leicht angetrunken krabbelten wir im hinteren Teil der Halle in unsere Schlafsäcke. Ein fieser Schnarcher brachte uns allerdings um unseren wohlverdienten Schlaf. Gott segne Ohropax!

Der Kochsche Wüstenschlitten

Blogged in Allgemein by Adrian · 6. Januar 2010, 14:20

Viele der anderen Teams kamen im Laufe der Rallye auf uns zu und fragten ungläubig, was wir mit den Eiern angestellt hätten, dass wir selbst da durch den Tiefsand gekommen sind, wo einige der Allradler stecken blieben. Die halb ernsten Vermutungen gingen bis zu einem Umbau auf Allrad, heimlichen 4×4 Begleitfahrzeugen, die uns rausgezogen hätten oder einer Betankung mit Raketen-Sprit…. Fakt war auf jeden Fall, dass wir bis zum Ende der Rallye nur ein einziges Mal auf der „Einsandeliste“ auftauchten:

Und da war noch nicht mal Sand dran Schuld!
Tobias fungierte mit Cobra II zu diesem Zeitpunkt als Führungsfahrzeug und hatte einen Beduinenführer an Bord, der ihm und allen Anderen anzeigen sollte, wo der Strand befahrbar ist und wo nicht (Für Europäer sieht das einfach alles nach „Sand“ aus.). Als er ein Algenfeld erreichte, welches sich quer zum Strand hin zog, machte der Führer keine Anstalten den Untergrund näher zu betrachten oder Fahranweisungen zu geben, wie er das schon viele Male zuvor gemacht hatte. Dementsprechend fuhr Tobias nur mit mäßiger Geschwindigkeit über die Algen und steckte nach ca. 3 Metern bis zu den Achsen im stinkenden Grünzeug fest.
Also weder Sand noch unser Fehler (Ich, als zweites Fahrzeug, kam hinter ihm problemlos mit Vollgas durch)! Nur um das mal klargestellt zu haben….
Lange Rede kurzer Sinn: Es wird Zeit das Geheimnis unseres Erfolges zu lüften!

Das Geheimnis war eine Mischung aus Speed, Zufall und meiner Faulheit.
Die beiden letzten Dinge mündeten in einen nahezu perfekten Unterfahrschutz für unsere Eier!
Falls später nochmal jemand mit einem Mazda 121 DB durch die Wüste will, gibts daher hier eine lose Bauanleitung für den „Kochschen Wüstenschlitten“:
Wie ihr euch vielleicht erinnert, hatte Antje zwei 1qm-Stahlplatten organisiert. Wir hatten aber leider niemanden gefunden, der sie uns unter die Autos schraubt. Also musste ich (unterstützt von Tobias und unserem Vater) da mal wieder selbst ran. Die Schablone hatte ich ja schon aus Pappe gebastelt und musste sie nur noch auf das Blech übertragen:

Für die Haltelaschen hatte ich mir überlegt, dass wir sie nicht schweißen (weil es niemand von uns kann), sondern einfach aus dem vollen Material biegen. Dementsprechend wurden die Papp-Distanzstücke in Grundschul-Manier „abgerollt“ und umzeichnet:

Nun flink die Flex geschwungen und ausgeschnitten (Ja, ich weiß, dass da der Funkenschutz fehlt. Ich finde das auch nicht gut und habe versucht, ein ernstes Wort mit dem zuständigen Minister für Materialbeschaffung zu reden. Der hat das aber mit einem, von Jahrhunderten der Weisheit gespeisten, „Aaaccchhhh…“ abgetan.):

So sah das Blech dann im Rohbau aus:

Eigentlich war es noch ein ganzes Stück zu lang, so dass es vorne über das Ei hinaus stand, aber ich war (glücklicherweise) zu faul, dort auch noch einmal vorher zu ziehen.
Anschließend wurden Feinmechanikerwerkzeuge ausgepackt, um die Haltelaschen umzulegen. Kante 1:

Kante 2:

Fertige hintere Laschen:

Erfreulicherweise fanden sich unter den Eiern genügend dicke Schrauben, so dass wir für die Bleche lediglich ein neues Loch bohren mussten. Hinten links hängt das Blech an einem der Bolzen, der die Getriebetraverse hält. Hinten rechts haben wir mittig ein Loch in dieses Versteifungsblech gebohrt:

Die Rückseite ist so recht gut zugänglich, wenn man das Blech mal für Reparaturarbeiten abnehmen muss.
Nachdem das Blech nun hinten fest war, mussten wir noch vorne die Haltelaschen basteln. Als erstes fiel uns aber auf, dass bei beiden Eiern zwei kleine Metall-Stege an der Getriebetraverse im Weg waren und sich das Blech so nicht an der Karosserie anlegen ließ:

Nach kurzer Beratung leuchtete niemandem von uns ein Sinn dieser Stege ein und sie wurden kurzerhand abgeflext:

Wir mussten an diese Stelle auch so nah wie möglich ran, da der linke „äußere“ Bolzen der Getriebe-Traverse auch hier als Aufhängungspunkt dienen sollte.
Der Dremel mit Trennscheibe schnitt dann eine Lasche mit Langloch aus dem Blech. Das Langloch ist vorne auf beiden Seiten notwendig, da man die Laschen am Auto zurecht biegen muss und so nie genau vorhersagen kann, wo das Loch für den Bolzen später sein wird:

Um die Laschen möglichst genau an die Form der Haltepunkte anzugleichen, hat sich ein alter Schraubenzieher und ein Körner als Meißel sehr verdient gemacht! Vorne links sah es montiert dann so aus:


Mittlerweile war es Nacht geworden, aber da es nur noch zwei Tage bis zur Abfahrt waren, musste weiter gearbeitet werden:

Vorne rechts diente die Verschraubung des Querstabilisators uns als Aufhängungspunkt:

Damit beendeten wir unser Tagewerk. Am nächsten Morgen war es zwar wieder hell, aber dafür herrschte schöner Novemberregen, so dass wir, mal wieder, ein provisorisches Werkstattzelt aufbauen mussten:

So sahen die beiden vorderen Laschen bei Tageslicht aus:

Da die Bleche ja dank meiner Faulheit vorne über standen, mussten wir sie noch vorne hoch biegen. Dazu diente wieder Feinmechanikerwerkzeug:

Bei Version 1.1 von Cobra I, welche wir danach anfertigten, habe ich noch die Spitzen Ecken des hoch gebogenen Teils abgeschnitten. Das reduziert das Verletzungsrisiko bei der Handhabung.
Fertig montiert sah der Wüstenschlitten bei Cobra II dann so aus:

Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnten, war, wie perfekt unsere Konstruktion funktionierten sollte!
Bei Fahrten durch Tiefsand ist das große Problem weniger der fehlende Allradantrieb, als die mangelnde Bodenfreiheit!
Sobald zerklüftete Unterbodenstrukturen, wie z.B. Achsen, Motor-/Getriebeträger, Ölwannen, Stabilisatoren, Querträger oder Benzintanks den Sand berühren fungieren sie wie ein Schneepflug, was einen unglaublich abbremst, bis man fest steckt. Viele andere Teams hatten zwar in Daklah Stahlplatten unter ihre Ölwannen montieren lassen, um sie gegen Steinschläge zu schützen, aber ihre Unterboden waren immer noch sehr zerklüftet.
Bei den Eiern wollte der Zufall es so, dass unsere Unterfahrschutze nahezu alle vorstehenden Teile abdeckten und eine ebene Fläche bildeten. Hinter unseren Platten ging der ebene Unterboden weiter und auch der Tank schließt beim Mazda 121 DB bündig mit dem Unterboden ab.
Unsere Boliden waren von unten also nahezu glatt, was die Bremswirkung des Sandes sehr verminderte. Das ich die vorderen Kanten des Bleches nicht abgeschnitten, sondern hoch gebogen hatte, war ebenfalls von großem Vorteil. Die normalen nahezu geraden Platten der Anderen fungierten häufig als Schaufel, wenn die Wagen in den Sand eintauchten und brachten einen zusätzlichen Bremseffekt. Unsere hoch gebogene Front hingegen, brachte uns einen Kufen-Effekt, welcher die Fahrzeuge auf den Sand hob und ihm keine Möglichkeit zum abbremsen gab. Es waren also echte Schlitten, die wir da konstruiert hatten.
Und genauso funktionierten sie dann auch in der Wüste!
Sobald unsere winzigen 13-Zoll Reifen in eine der tiefen Geländewagen-Spuren einsanken, lag unser Unterboden auf und wir rutschten meterweit über den Sand, bis die Räder wieder etwas festeren Untergrund zu fassen bekamen und uns weiter zerren konnten.
Das, in Verbindung mit dem sehr guten PS-pro-KG-Verhältnis und dem Umstand, dass wir immer mit ca. 80 km/h (Spitze war einmal bei mir 110 km/h, die 4×4 beschränkten sich häufig auf ca. 50 km/h) durch die Wüste unterwegs waren, führte dazu, dass uns keines der Tiefsandfelder aufhalten konnte.
Ich sage euch: Ein riesen Spaß!

Das unsere Konstruktion überraschenderweise nahezu perfekt war, zeigte auch unsere finale Inspektion in Gambia. Natürlich ließen Tobias und ich es uns nicht nehmen, eine der Schlitten abzubauen und ihn nach 7500 km hartem Einsatz zu inspizieren.
Das ist die Oberseite Richtung Motor:

Und hier die Unterseite:

Die größte Verformung fand sich hinten rechts:

Dadurch, dass der Schlitten häufig das gesamte Gewicht des Vorderwagens tragen musste, hat er sich hier ein wenig platt gedrückt. Die Aufhängung selbst war aber weder eingerissen, noch sonst wie strukturell geschwächt. Bei Version 1.2 würde ich die Lasche dort nicht 12 cm hoch machen, sondern nur 8 cm. Das dürfte das Problem beheben.
Weiterhin fanden sich noch zwei, von der Oberseite her kommende, Beulen:

Die Ursache hierfür waren die beiden serienmäßigen „Nasen“ neben der Getriebeöl-Ablassschraube:

Sie hatten sich ebenfalls durch das Fahrzeuggewicht dort eingedrückt. Die Beulen waren aber ungefährlich und ich würde wohl nichts an dieser Stelle ändern.
Eine weitere Verbesserung für Version 1.2 hätte ich aber noch:
Ich würde auch die hintere Kante des Schlittens hoch biegen, damit er nicht beim rückwärts fahren als Schaufel fungiert oder sich an Steinen verhakt. Das ist eine durchaus realistische Gefahr, welche wir vorher einfach nicht gesehen haben.
Ansonsten wüsste ich nichts, dass es noch zu verbessern gäbe.
Die Dinger waren großartig und ich bin sehr stolz auf sie!

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